Was erwartet Sie im Traugespräch?

Pfarrer Roman Gerl gibt Antworten.

Bild: Bernhard Spoettel

Wir haben einmal nachgefragt: Herr Pfarrer Gerl, Paare die kirchlich heiraten möchten, haben manchmal ein bisschen Bammel vor dem Traugespräch, zu Recht oder eher unnötig?

Der Bammel kommt wahrscheinlich daher, weil die Brautpaare nicht so genau wissen, was auf sie zukommt. Aber ich versuche von Anfang an Vertrauen zu schaffen, sodass die Brautleute sich wohlfühlen können, und ich zeige ihnen, dass ich mich freue, diesen wichtigen Tag, den Hochzeitstag mit ihnen gestalten zu dürfen. Dann ist dieser Bammel sehr schnell verschwunden.

Wer ist denn bei einer kirchlichen Trauung der allererste Ansprechpartner für das Brautpaar?

Zunächst ist das Pfarrbüro der Wohnortpfarrei Ansprechpartner. Dort kann man mit dem Pfarrer der Wohnortpfarrei Kontakt aufnehmen. 
Das Brautpaar muss jedoch nicht unbedingt am Wohnort die Trauung vollziehen, sondern Sie können sich auch eine Kirche auswählen, die Sie besonders schön finden oder wo Sie sagen, da fühlen wir uns beheimatet. Dabei muss aber der Wohnortpfarrer sein Einverständnis erklären.

Wann sollte so ein Traugespräch stattfinden? Gibt es einen zeitlichen Rahmen dafür?

Das Brautpaar sollte etwa sechs bis sieben Monate vor der Hochzeit den Kontakt mit der Wohnortpfarrei suchen. Es geht dabei auch um das Ausfüllen des Ehevorbereitungsprotokolls. Dieses Protokoll darf zum Zeitpunkt der Trauung nicht älter als ein halbes Jahr sein.

Welche Unterlagen muss das Brautpaar zu diesem Traugespräch mitbringen?

Zum einen sollten Sie aktuelle Taufscheine mitbringen. Diese sind anzufordern in der Taufpfarrei. Falls das Paar schon standesamtlich verheiratet ist, braucht es auch die standesamtliche Trauungsurkunde. Außerdem sollte das Brautpaar an einem Ehevorbereitungsseminar teilnehmen. Falls dieses schon absolviert worden ist, sollten Sie die Teilnahmebestätigung mitbringen.

Welchen Sinn und Zweck hat das Traugespräch zwischen dem Pfarrer und dem Brautpaar?

Zuerst geht es natürlich um ein Kennenlernen. Ich freue mich auf die Paare, die kommen. Manchmal sind es auch Paare, die ich noch nie gesehen habe. Von daher ist es schön, wenn man sich einfach kennenlernt. Natürlich müssen wir auch formale Dinge erfüllen, wie zum Beispiel das Ausfüllen des Ehevorbereitungsprotokolls.

 Antonia und Tobias haben ihren Partnern vor Gott das Ja-Wort gegeben.
In unserem Video erzählen sie von ihrer kirchlichen Trauung
und was das Traugespräch für sie ermöglicht hat.

Wollen wir einmal hineinschauen in das Ehevorbereitungsprotokoll?

Sehr gerne! Zunächst einmal werden die Personalien von den Brautleuten abgefragt mit Familiennamen, mit Geburtsnamen, wann sie geboren sind. Es geht natürlich auch darum, ob die Eheleute katholisch oder konfessionsverschieden sind oder ob eine Religionsverschiedenheit vorliegt. Es wird erfragt, ob jemand aus der Kirche ausgetreten ist. Falls das übrigens der Fall sein sollte, ist das alleine kein Hinderungsgrund. Es wird nach den Eltern des Brautpaares gefragt und eine ganz wesentliche Frage ist die Frage nach dem Ledigenstand. Die Erfüllung dieser Voraussetzung wird durch die Taufscheine dokumentiert. Deswegen sind diese Dokumente auch sehr wichtig. Bei den Personalien geht es auch darum, ob schon eine Vorehe vorliegt. Es könnte sein, dass jemand auch schon standesamtlich verheiratet war, aber noch nicht kirchlich. Oder ob natürliche Verpflichtungen vorliegen, weil Kinder aus einer früheren Beziehung da sind. All diese Dinge müssen eingetragen werden, in den allermeisten Fällen stellen sie aber kein größeres Problem dar.

Beim Empfang von Sakramenten, egal ob die Erstkommunion oder die Firmung, ist es wichtig, sich nicht nur äußerlich vorzubereiten, sondern auch innerlich. Das ist bei der kirchlichen Hochzeit sicher ähnlich.

Die Trauung ist eine ganz wichtige Zäsur im Leben von zwei Menschen, die sich ein ewiges Ja-Wort geben möchten. Deswegen ist die innere Vorbereitung sogar fast noch wichtiger als die Äußerlichkeiten, die natürlich zur Schönheit einer Trauung auch beitragen sollen. Zur inneren Vorbereitung gehört auch ein Gespräch mit einem Seelsorger, in dem es um die inneren Werte des Menschen geht. Wir haben in der katholischen Kirche ein weiteres Sakrament, das wir anbieten, das ist die Beichte. Ich weiß natürlich, dass viele Brautleute das letzte Mal vielleicht zur Erstkommunion bei der Beichte waren. Aber das sollte nicht abschrecken, sondern ich möchte die Brautleute ermutigen, diese Zäsur in ihrem Leben mit einer Beichte auch bewusst wahrzunehmen: 

Die erste Frage ist, wie geht es mir selber, fühle ich mich denn wohl in meiner Haut, wie komme ich mit meiner Lebenswelt zurecht? 

Ein zweiter Gedanke ist, mit welchen Menschen habe ich zu tun? Natürlich die Partnerschaft nicht aus dem Blick zu verlieren, auch wenn man ständig beieinander ist. Aber es ist wichtig, sich das auch kritisch anzuschauen. Oder mit den Menschen in meiner Verwandtschaft und in meinem Freundeskreis. Gibt es vielleicht Menschen, mit denen ich Schwierigkeiten habe? 

Und eine dritte, wichtige Dimension ist für uns natürlich auch die spirituelle Dimension. Spielt Gott eine Rolle in meinem Leben? Ist Gott überhaupt eine Wirklichkeit in meinem Leben und wie versuche ich diese Wirklichkeit hereinzuholen in meine Lebenswelt und auch in die Beziehung, mit der ich glücklich werden möchte? 

Die Beichte ist auch so etwas wie eine positive Selbstreflexion. Ich brauche mir selber und Gott nichts vorzumachen, ich darf ehrlich sein. Im Beichtgespräch geht es nicht darum, dass man einen Fehlerkatalog auflistet, sondern ich kann schauen, was ist bisher positiv verlaufen und wo sind meine Stärken, wo sind meine positiven Werte, aber wo gibt es auch noch „Macken“, an denen ich dran bleiben soll und die ich verbessern möchte.

Wenn die Brautleute mit Ihnen das Traugespräch geführt haben, hat das zur Folge, dass sie auch das seelsorgliche Gespräch mit Ihnen führen?

Das Brautpaar kann dazu ganz frei einen Priester seines Vertrauens wählen.

Ist die Feier der Trauung mit irgendwelchen Kosten verbunden?

Es gibt tatsächlich einen kleinen Beitrag, den das Brautpaar an die Pfarrgemeinde geben soll. Der ist festgelegt mit 25,00 Euro.

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